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11
Biblia latina
Biblia latina, 2 Bände, 1462.
Inkunabel
Schätzung:
€ 1.000.000 Ergebnis:
€ 1.050.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Die "Schöne Bibel"
Fust-Schöffer-Bibel
Biblia latina. 2 Bände. Mainz, Johann Fust und Peter Schöffer, 14. August 1462.
- Das Meisterwerk von Johann Fust und Peter Schöffer, den direkten Nachfolgern Gutenbergs
- Die berühmte 48-zeilige Bibel aus Gutenbergs Druckwerkstatt, der ersten Druckerpresse in der Geschichte des Buchdrucks
- Gilt als das schönste Werk aus den ersten beiden Jahrzehnten des Buchdrucks, nur sieben Jahre nach der Gutenbergbibel erschienen
- Die erste gedruckte Bibel mit Angabe des Druckers und des Druckdatums
- Das erste Buch mit einer Druckermarke, dem Allianzsignet von Fust & Schöffer, heute das Urbild eines Verlegerzeichens
- Der erste Bibeldruck in einer hervorragenden Gotico-Antiqua, einer kleinen und gut lesbaren Type, die mit diesem Werk zur vorherrschenden Letter der Inkunabeldrucker wurde
- Mit Gold und Farben im italienischen Stil prachtvoll illuminiert
- Vollständiges Exemplar, ganz auf Pergament gedruckt, von großer Seltenheit
- Weltweit nur knapp über 20 vollständige Pergamentexemplare vorhanden, davon etwa 3 in privater Hand
Die 1462 von Johann Fust und Peter Schöffer gedruckte Bibel gehört zu den nobelsten Frühdrucken und galt bei Sammlern und Bibliophilen stets als der schönste Bibeldruck. Sie wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein auf Augenhöhe mit der Gutenbergbibel gesehen, oft sogar noch höher bewertet. Als „die Krone aller gedruckten Bibeln“ wurde sie 1855 von Carl Anton Schaab in seiner Geschichte der Buchdruckerkunst gepriesen. Entsprechend lagen die Preise im Handel teils höher als die der Gutenbergbibel, und Bibliophile aller Zeiten zählten die Fust-Schöffer-Bibel zu ihren kostbarsten Stücken.
Die von Johann Fust und Peter Schöffer 1462 gedruckte Bibel – auch die B-48 genannt, nach der Anzahl der Zeilen auf jeder Seite – ist die vierte gedruckte Bibelausgabe überhaupt. Ihr vorangegangen waren die 42-zeilige Gutenbergbibel (1455), die 36-zeilige Bibel von Pfister in Bamberg (1459-60) und die 49-zeilige Bibel von Mentelin in Straßburg (um 1460). Gutenberg druckte seine Bibel in einer ausgesucht schönen Textura, einer an gotischen Vorbildern orientierten gitterartigen und abkürzungsreichen Schrift, die in ihrer Vollendung einen eigenen ästhetischen Reiz besitzt, doch um die Mitte des 15. Jahrhunderts bereits als altmodisch und sperrig empfunden wurde. Das gleiche gilt für den zweiten Bibeldruck von Pfister. Der dritte Bibeldruck von Mentelin erschien in einer plumpen und wenig attraktiven Type, die man als Brotschrift bezeichnet. Die Fust-Schöffer-Bibel von 1462 dagegen wurde erstmals in einer gut lesbaren, von Schöffer entworfenen Gotico-Antiqua gedruckt, einer noch gotischen, doch halbwegs schon humanistischen Type. Dieser seinerzeit moderne Schriftentwurf gilt allgemein als Schöffers Meisterwerk, als eine gelungene Vorstufe zur in Italien wenig später entwickelten und noch heute maßgeblichen Antiqua. Unter allen Typen des frühen Buchdrucks ist Schöffers kunstvolle Fere humanistica (lat. „fast humanistisch“) die bis heute lesbarste Type dieser Zwischenform, und das mag ein wesentlicher Grund für den internationalen Erfolg der 48-zeiligen Bibelausgabe gewesen sein. Schöffers neuartiges Schrift-Design war von epochaler Bedeutung und prägte die Druckschrift aller nachfolgenden deutschen Buchdrucker. Aber nicht nur hinsichtlich Typographie ragt seine Bibelausgabe weit über die anderen hinaus, auch Layout und Gestaltung sind intelligent und durchdacht. - Seine "Schöne Bibel", - so bezeichnete Peter Schöffer selbst diese Bibelausgabe.
Zugleich ist Schöffers Bibel von 1462 die erste gedruckte Bibel mit Angabe des Druckers und des Druckdatums, und weiterhin das erste Buch überhaupt, das mit einer Druckermarke versehen wurde. Das aus zwei Schilden bestehende Allianzsignet der beiden Geschäftspartner Johann Fust und Peter Schöffer ist damit das älteste europäische Druckersignet.
Johannes Gutenberg (um 1400-1468) war nach Abschluß seines „Wercks der Bücher“ wegen unterlassener Zinszahlungen mit seinem Geldgeber, dem gleichaltrigen Mainzer Advokat Johann Fust, in einen Rechtsstreit geraten. Das Urteil fiel zugunsten des Investors aus und Gutenbergs Druckwerkstatt ging samt Inventar und einem Teil der Bibelauflage in den Besitz von Fust über. Gemeinsam mit Peter Schöffer (um 1425-1503), dem fähigsten und kreativsten Mitarbeiter in Gutenbergs Druckerei, führte Fust ab etwa 1455 das Unternehmen weiter. Während Schöffer mit erfindungsreicher Handwerkskunst den Buchdruck vorantrieb, kümmerte sich Fust um die Vermarktung und knüpfte Handelsbeziehungen ins Ausland, vor allem mit Frankreich und Italien. Und das offenbar erfolgreich, wie die europaweite Verteilung der Exemplare noch heute erkennen läßt. So zeigt die Illuminierung und Kalligraphie des vorliegenden Exemplars, daß es nach Norditalien verkauft worden ist.
Fust starb 1466 während eines Pariser Aufenthaltes, wahrscheinlich an der Pest. Schöffer übernahm die Leitung des Unternehmens, das nach seiner Heirat mit Fusts Tochter Christina und dem Erbverzicht von Fusts Sohn Johannes vollständig in seinen Besitz überging. Bis zum Ende des Jahrhunderts hatte Schöffer den Handel mit eigenen und fremden Druckwerken über den gesamten deutschsprachigen Raum bis nach Lübeck, Breslau und Krakau ausgeweitet. Der Kalligraph, Typograph, Wiegendrucker, Buchgestalter und Verleger Peter Schöffer erwies sich zudem als ein genialer Kaufmann, als ein »gottbegnadeter Künstler und multifunktionaler Unternehmer, über dessen sämtlichen Werken der Segen des Gelingens lag«, wie einer seiner Biographen treffend bemerkte.
EINBAND: Fein gerautete Russischlederbände des 18. Jahrhunderts über den alten Holzdeckeln mit blindgeprägter Federbusch-Rollenprägung, dreifachen Goldfileten und floralen Goldstempeln auf den Rückenfeldern. Folio. 42 : 31 cm. - ILLUSTRATION: Mit meist historisierten Schmuckinitialen in farbigem Akanthus auf Gold oder in Gold auf Farben, illuminiert und kalligraphiert in zwei unterschiedlichen, zeitlich versetzt entstandenen norditalienischen Stilen. Weiterhin stammt die erste Lage (10 Bll.) des zweiten Bandes aus dem sogenannten Exemplar mit dem Taubenwappen, einem der schönsten Beispiele illuminierter Inkunabeln; diese Lage mit floraler Bordüre mit Wappen-Medaillon (zwei Tauben auf Blau) und drei prachtvollen historisierten Initialen des bedeutenden Buchmalers Guglielmo Giraldi. - KOLLATION: 481 Bll. - Lagenkollation: Bd I: a-h/10, i-k/8, l-z/10, A-B/8; Bd. II: a-n/10, o/12, p-z/10, A/6+1. - Schlußschrift im Kolophon in der Variante De Ricci 1 bzw. GW Grundtext. - Gotico-Antiqua (Type 5:118 G). Zwei Spalten. 48 Zeilen. Rubriken in Rot gedruckt, ebenso die beiden Kolophone mit Druckermarke. Kapitel-Initialen und -Numerierungen wie üblich teils in Rot oder Blau gedruckt und teils eingemalt. Versalien mit Gelb laviert. Tls. mit Resten der alten hs. Lagenbezeichnung. Foliierung von alter Hand (im ersten Band nach Bl. 148 ein Blatt übersprungen). Kleine Feder-Skizze (Judith und Holofernes) des 16./17. Jhs. am Unterrand von Bl. 198. - ZUSTAND: Sehr gut erhaltenes Exemplar. Nur vereinz. gering fleckig, wenige Bll. mit unbedeut. Wurmspuren, Bl. 107 in Bd. II mit kl. Randeinriß, letztes Bl. mit ergänztem Eckabschnitt (ohne Textverlust). - PROVENIENZ: Italienische Wappenmalerei des 15. Jhs. (Taubenwappen). - George Hibbert (Hibbert Sale 1829, lot 1039, verkauft an Payne and Foss). - Beriah Botfield (erworben von Payne and Foss), mit seinem Wappen und Motto auf einem eingebundenem Pergamentblatt zu Beginn jeden Bandes, prachtvoll illuminiert von Thomas Willement. - Isabella Botfield (1863 durch Erbschaft vom Vorgenannten) - Lord Alexander Thynne (1911 durch Erbschaft von Vorgenannter) - Lady Beatrice Thynne (1918 durch Erbschaft von Vorgenanntem) - Thomas Henry Thynne, 5. Marquess of Bath (1941 durch Erbschaft von Vorgenannter, bis 1946) - Longleat Library (Sale Christie's 13.06.2002, lot 10). - Slg. Bibermühle (Census Nr. 4, in: Illuminationen 9, hrsg. von H. Tenschert, 2005). - Deutsche Privatsammlung.
LITERATUR: GW 4204. - Hain 3050. - Goff B 529. - BMC I, 22. - BSB B-410. - Ges. für Typenkunde 1636. - De Ricci 79.95. - E. König, Biblia pulcra (Illuminationen 9, hrsg. von H. Tenschert). - Darlow/Moule 6080. - Lehmann-Haupt 16. - C. Schneider, Peter Schöffer: Bücher für Europa , S. 26.
The masterpiece of Gutenberg‘s direct successors Johann Fust and Peter Schöffer. The renowned 48 line bible from Gutenberg‘s print-shop, the first printing press in the history of book printing. This work is considered the most beautiful work from the first two decades of book printing, it was made only seven years after the first Gutenberg Bible was published. This is the first printed bible that specifies printer and printing date. The first book with a printer‘s device, the alliance signet of Fust & Schöffer, today regarded the archetype of a publisher‘s signet. This is the first bible printed in the excellent Gotico-Antiqua, a small and well legible type that became the most popular type among incunabula printers through this work. With splendid illuminations in gold and in colors. Complete copy, entirely printed on vellum, of utmost rarity. Only 20 complete vellum copies in existence world-wide, of which only 3 can be found in private ownership. 18th century russian over early wooden boards with blind-tooling, gilt fillets, double color labels; 15th century brass fittings, with 2 clasps. In modern half morocco case, 42 : 31 cm. Withmostlyhistoriated decorative initialsin coloracanthus on gold or in gold oncolors, illuminated and calligraphed in two different Northern Italian styles from different periods. The first quire (10 leaves) in the second volume from the so-called copy with the dove coat of arms, one of the finest examples of illuminated incunabula; this quire has a floral border with an armorial medallion(two doves on blue ground) and three splendid historiated initialsfrom the renowned book painter Guglielmo Giraldi. 481 leaves. Two columns. 48 lines. Headings and the two colophons with printer's device printed in red. Chapter initialsand numbers printed in red or blue and partly drawn in. Yellow capital strokes. - Very well-preserved copy. With only very few isolated stains, afew leaves with unobtrusive traces of worming, leaf 107 in volumeII with a small marginal tear, last leaf with mended corners (no loss of printed matter).(R)
Fust-Schöffer-Bibel
Biblia latina. 2 Bände. Mainz, Johann Fust und Peter Schöffer, 14. August 1462.
- Das Meisterwerk von Johann Fust und Peter Schöffer, den direkten Nachfolgern Gutenbergs
- Die berühmte 48-zeilige Bibel aus Gutenbergs Druckwerkstatt, der ersten Druckerpresse in der Geschichte des Buchdrucks
- Gilt als das schönste Werk aus den ersten beiden Jahrzehnten des Buchdrucks, nur sieben Jahre nach der Gutenbergbibel erschienen
- Die erste gedruckte Bibel mit Angabe des Druckers und des Druckdatums
- Das erste Buch mit einer Druckermarke, dem Allianzsignet von Fust & Schöffer, heute das Urbild eines Verlegerzeichens
- Der erste Bibeldruck in einer hervorragenden Gotico-Antiqua, einer kleinen und gut lesbaren Type, die mit diesem Werk zur vorherrschenden Letter der Inkunabeldrucker wurde
- Mit Gold und Farben im italienischen Stil prachtvoll illuminiert
- Vollständiges Exemplar, ganz auf Pergament gedruckt, von großer Seltenheit
- Weltweit nur knapp über 20 vollständige Pergamentexemplare vorhanden, davon etwa 3 in privater Hand
Die 1462 von Johann Fust und Peter Schöffer gedruckte Bibel gehört zu den nobelsten Frühdrucken und galt bei Sammlern und Bibliophilen stets als der schönste Bibeldruck. Sie wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein auf Augenhöhe mit der Gutenbergbibel gesehen, oft sogar noch höher bewertet. Als „die Krone aller gedruckten Bibeln“ wurde sie 1855 von Carl Anton Schaab in seiner Geschichte der Buchdruckerkunst gepriesen. Entsprechend lagen die Preise im Handel teils höher als die der Gutenbergbibel, und Bibliophile aller Zeiten zählten die Fust-Schöffer-Bibel zu ihren kostbarsten Stücken.
Die von Johann Fust und Peter Schöffer 1462 gedruckte Bibel – auch die B-48 genannt, nach der Anzahl der Zeilen auf jeder Seite – ist die vierte gedruckte Bibelausgabe überhaupt. Ihr vorangegangen waren die 42-zeilige Gutenbergbibel (1455), die 36-zeilige Bibel von Pfister in Bamberg (1459-60) und die 49-zeilige Bibel von Mentelin in Straßburg (um 1460). Gutenberg druckte seine Bibel in einer ausgesucht schönen Textura, einer an gotischen Vorbildern orientierten gitterartigen und abkürzungsreichen Schrift, die in ihrer Vollendung einen eigenen ästhetischen Reiz besitzt, doch um die Mitte des 15. Jahrhunderts bereits als altmodisch und sperrig empfunden wurde. Das gleiche gilt für den zweiten Bibeldruck von Pfister. Der dritte Bibeldruck von Mentelin erschien in einer plumpen und wenig attraktiven Type, die man als Brotschrift bezeichnet. Die Fust-Schöffer-Bibel von 1462 dagegen wurde erstmals in einer gut lesbaren, von Schöffer entworfenen Gotico-Antiqua gedruckt, einer noch gotischen, doch halbwegs schon humanistischen Type. Dieser seinerzeit moderne Schriftentwurf gilt allgemein als Schöffers Meisterwerk, als eine gelungene Vorstufe zur in Italien wenig später entwickelten und noch heute maßgeblichen Antiqua. Unter allen Typen des frühen Buchdrucks ist Schöffers kunstvolle Fere humanistica (lat. „fast humanistisch“) die bis heute lesbarste Type dieser Zwischenform, und das mag ein wesentlicher Grund für den internationalen Erfolg der 48-zeiligen Bibelausgabe gewesen sein. Schöffers neuartiges Schrift-Design war von epochaler Bedeutung und prägte die Druckschrift aller nachfolgenden deutschen Buchdrucker. Aber nicht nur hinsichtlich Typographie ragt seine Bibelausgabe weit über die anderen hinaus, auch Layout und Gestaltung sind intelligent und durchdacht. - Seine "Schöne Bibel", - so bezeichnete Peter Schöffer selbst diese Bibelausgabe.
Zugleich ist Schöffers Bibel von 1462 die erste gedruckte Bibel mit Angabe des Druckers und des Druckdatums, und weiterhin das erste Buch überhaupt, das mit einer Druckermarke versehen wurde. Das aus zwei Schilden bestehende Allianzsignet der beiden Geschäftspartner Johann Fust und Peter Schöffer ist damit das älteste europäische Druckersignet.
Johannes Gutenberg (um 1400-1468) war nach Abschluß seines „Wercks der Bücher“ wegen unterlassener Zinszahlungen mit seinem Geldgeber, dem gleichaltrigen Mainzer Advokat Johann Fust, in einen Rechtsstreit geraten. Das Urteil fiel zugunsten des Investors aus und Gutenbergs Druckwerkstatt ging samt Inventar und einem Teil der Bibelauflage in den Besitz von Fust über. Gemeinsam mit Peter Schöffer (um 1425-1503), dem fähigsten und kreativsten Mitarbeiter in Gutenbergs Druckerei, führte Fust ab etwa 1455 das Unternehmen weiter. Während Schöffer mit erfindungsreicher Handwerkskunst den Buchdruck vorantrieb, kümmerte sich Fust um die Vermarktung und knüpfte Handelsbeziehungen ins Ausland, vor allem mit Frankreich und Italien. Und das offenbar erfolgreich, wie die europaweite Verteilung der Exemplare noch heute erkennen läßt. So zeigt die Illuminierung und Kalligraphie des vorliegenden Exemplars, daß es nach Norditalien verkauft worden ist.
Fust starb 1466 während eines Pariser Aufenthaltes, wahrscheinlich an der Pest. Schöffer übernahm die Leitung des Unternehmens, das nach seiner Heirat mit Fusts Tochter Christina und dem Erbverzicht von Fusts Sohn Johannes vollständig in seinen Besitz überging. Bis zum Ende des Jahrhunderts hatte Schöffer den Handel mit eigenen und fremden Druckwerken über den gesamten deutschsprachigen Raum bis nach Lübeck, Breslau und Krakau ausgeweitet. Der Kalligraph, Typograph, Wiegendrucker, Buchgestalter und Verleger Peter Schöffer erwies sich zudem als ein genialer Kaufmann, als ein »gottbegnadeter Künstler und multifunktionaler Unternehmer, über dessen sämtlichen Werken der Segen des Gelingens lag«, wie einer seiner Biographen treffend bemerkte.
EINBAND: Fein gerautete Russischlederbände des 18. Jahrhunderts über den alten Holzdeckeln mit blindgeprägter Federbusch-Rollenprägung, dreifachen Goldfileten und floralen Goldstempeln auf den Rückenfeldern. Folio. 42 : 31 cm. - ILLUSTRATION: Mit meist historisierten Schmuckinitialen in farbigem Akanthus auf Gold oder in Gold auf Farben, illuminiert und kalligraphiert in zwei unterschiedlichen, zeitlich versetzt entstandenen norditalienischen Stilen. Weiterhin stammt die erste Lage (10 Bll.) des zweiten Bandes aus dem sogenannten Exemplar mit dem Taubenwappen, einem der schönsten Beispiele illuminierter Inkunabeln; diese Lage mit floraler Bordüre mit Wappen-Medaillon (zwei Tauben auf Blau) und drei prachtvollen historisierten Initialen des bedeutenden Buchmalers Guglielmo Giraldi. - KOLLATION: 481 Bll. - Lagenkollation: Bd I: a-h/10, i-k/8, l-z/10, A-B/8; Bd. II: a-n/10, o/12, p-z/10, A/6+1. - Schlußschrift im Kolophon in der Variante De Ricci 1 bzw. GW Grundtext. - Gotico-Antiqua (Type 5:118 G). Zwei Spalten. 48 Zeilen. Rubriken in Rot gedruckt, ebenso die beiden Kolophone mit Druckermarke. Kapitel-Initialen und -Numerierungen wie üblich teils in Rot oder Blau gedruckt und teils eingemalt. Versalien mit Gelb laviert. Tls. mit Resten der alten hs. Lagenbezeichnung. Foliierung von alter Hand (im ersten Band nach Bl. 148 ein Blatt übersprungen). Kleine Feder-Skizze (Judith und Holofernes) des 16./17. Jhs. am Unterrand von Bl. 198. - ZUSTAND: Sehr gut erhaltenes Exemplar. Nur vereinz. gering fleckig, wenige Bll. mit unbedeut. Wurmspuren, Bl. 107 in Bd. II mit kl. Randeinriß, letztes Bl. mit ergänztem Eckabschnitt (ohne Textverlust). - PROVENIENZ: Italienische Wappenmalerei des 15. Jhs. (Taubenwappen). - George Hibbert (Hibbert Sale 1829, lot 1039, verkauft an Payne and Foss). - Beriah Botfield (erworben von Payne and Foss), mit seinem Wappen und Motto auf einem eingebundenem Pergamentblatt zu Beginn jeden Bandes, prachtvoll illuminiert von Thomas Willement. - Isabella Botfield (1863 durch Erbschaft vom Vorgenannten) - Lord Alexander Thynne (1911 durch Erbschaft von Vorgenannter) - Lady Beatrice Thynne (1918 durch Erbschaft von Vorgenanntem) - Thomas Henry Thynne, 5. Marquess of Bath (1941 durch Erbschaft von Vorgenannter, bis 1946) - Longleat Library (Sale Christie's 13.06.2002, lot 10). - Slg. Bibermühle (Census Nr. 4, in: Illuminationen 9, hrsg. von H. Tenschert, 2005). - Deutsche Privatsammlung.
LITERATUR: GW 4204. - Hain 3050. - Goff B 529. - BMC I, 22. - BSB B-410. - Ges. für Typenkunde 1636. - De Ricci 79.95. - E. König, Biblia pulcra (Illuminationen 9, hrsg. von H. Tenschert). - Darlow/Moule 6080. - Lehmann-Haupt 16. - C. Schneider, Peter Schöffer: Bücher für Europa , S. 26.
The masterpiece of Gutenberg‘s direct successors Johann Fust and Peter Schöffer. The renowned 48 line bible from Gutenberg‘s print-shop, the first printing press in the history of book printing. This work is considered the most beautiful work from the first two decades of book printing, it was made only seven years after the first Gutenberg Bible was published. This is the first printed bible that specifies printer and printing date. The first book with a printer‘s device, the alliance signet of Fust & Schöffer, today regarded the archetype of a publisher‘s signet. This is the first bible printed in the excellent Gotico-Antiqua, a small and well legible type that became the most popular type among incunabula printers through this work. With splendid illuminations in gold and in colors. Complete copy, entirely printed on vellum, of utmost rarity. Only 20 complete vellum copies in existence world-wide, of which only 3 can be found in private ownership. 18th century russian over early wooden boards with blind-tooling, gilt fillets, double color labels; 15th century brass fittings, with 2 clasps. In modern half morocco case, 42 : 31 cm. Withmostlyhistoriated decorative initialsin coloracanthus on gold or in gold oncolors, illuminated and calligraphed in two different Northern Italian styles from different periods. The first quire (10 leaves) in the second volume from the so-called copy with the dove coat of arms, one of the finest examples of illuminated incunabula; this quire has a floral border with an armorial medallion(two doves on blue ground) and three splendid historiated initialsfrom the renowned book painter Guglielmo Giraldi. 481 leaves. Two columns. 48 lines. Headings and the two colophons with printer's device printed in red. Chapter initialsand numbers printed in red or blue and partly drawn in. Yellow capital strokes. - Very well-preserved copy. With only very few isolated stains, afew leaves with unobtrusive traces of worming, leaf 107 in volumeII with a small marginal tear, last leaf with mended corners (no loss of printed matter).(R)
Fust und Schöffer haben ihre 48-zeilige Bibel von vornherein mit Blick auf den internationalen Markt konzipiert. Vertraut mit dem Gepflogenheiten des ausländischen Publikums, verließen die meisten Exemplare ohne alle Dekoration die Druckerei, damit die Käufer in Frankreich, Flandern und Italien nach dem lokal üblichen Stil ihr Exemplar illuminieren lassen konnten.
Die Illuminierung und Kalligraphie des vorliegenden Exemplars fand in Italien statt, und zwar in zwei zeitlich versetzten Etappen: Die erste zeigt Beispiele eines rundlichen und farbenfrohen, mit kräftigem Gold illuminierten Akanthus im lombardischen Stil. Die Prolog-Initialen sind meist floral-ornamental gestaltet, der Binnenraum der Buch-Initialen wurden mit Halbfiguren ausgemalt. Die zweite Illuminierungs-Etappe fand gegen 1500 statt: Hier sind elegante dünne Buchstaben aus Blattgold auf farbigen Feldern gestaltet, in denen biblische Figuren narrativ in Szene gesetzt werden. Dieser Stil verweist nach Venedig in den Umkreis des Pico-Meisters, dem unbekannten Buchmaler des Plinius-Exemplars von Pico della Mirandola. Italienisch sind darüberhinaus auch die schlanken, raumgreifenden Lombarden und die gelb lavierte Rubrizierung.
Die erste Lage (10 Blatt) des zweiten Bandes stammt aus einem anderen italienischen Exemplar der B-48, das zu den schönsten und bedeutendsten Beispielen italienischer Buchmalerei gehört: der Bibel mit dem bislang nicht identifizierten Tauben-Wappen. Wie manches andere Exemplar im Zuge der napoleonischen Eroberungen, wurde auch dieses Ende des 18. Jahrhunderts zerlegt, um mit dessen Lagen andere Exemplare zu komplettieren. Große Teile davon finden sich heute in der Getty-Bibliothek und der Bibliothek der Pariser Chambre des Députés. Die erste Lage des zweiten Bandes aus der Bibel mit dem Taubenwappen fand Eingang in unser Exemplar, dem offenbar diese Lage fehlte. Neben dem prachtvoll ausgeführten Wappenmedaillon auf der ersten Seite enthält sie drei besonders schöne Bild-Initialen von dem bedeutenden Buchmaler Guglielmo Giraldi in Ferrara.
Stellenweise markieren kleine an den Rand gemalte Buchstaben in Rot und Blau Textabschnitte für Lesungen im Refektorium eines Klosters. Diese Lesehilfen finden sich nur stellenweise und sind nicht konsequent zu Ende geführt; teils sind an den betreffenden Stellen die Buchstaben nur klein mit Tinte vorgeschrieben. In ähnlicher Weise zeigen sich auch bei einzelnen Buch-Initialen mehrere Fertigungsstufen. So überdeckt die Initiale auf fol. 134 im ersten Band eine ältere Vorzeichnung, von der noch eine kleine Knospenranke zu sehen ist. Ähnliche Ranken finden sich in der Vorzeichnung für eine Initiale auf fol. 76 im zweiten Band, die (als einzige) nicht ausgeführt bzw. übermalt worden ist.
Ohne Übertreibung läßt sich sagen, daß hier ein Werk von epochaler buchgeschichtlicher Bedeutung in einem einzigartigen, bestens erhaltenen Pergamentexemplar mit einer Illumination von „außerordentlich künstlerischer Qualität“ angeboten wird. Bestätigt wird dies in einem beiliegenden Gutachten von dem ehemaligen Bibliotheksdirektor und Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Prof. Dr. Tilo Brandis, der das Exemplar im Oktober 2016 mit 2,2 Millionen Euro taxiert hat.
Einen ausführlichen Kommentar zur Fust-Schöffer-Bibel und eine detaillierte Würdigung unseres Exemplars gibt der bekannte Kunsthistoriker Eberhard König in der 2005 erschienenen Monographie Biblia pulcra. Die 48-zeilige Bibel von 1462 . Zur hohen Bewertung der B-48 im 19. Jahrhundert führt er folgende Vergleichspreise an:
"Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war die B48 wesentlich teurer als selbst die Gutenbergbibel, vgl. z.B. vente Gaignat, 1769: Nr. 16 = B42 auf Pergament: 2100 livres; Nr. 17/18: Zwei Exemplare der B48 auf Pergament: 3200 bzw. 2600 livres (Nr. 17 kostete 15 Jahre später auf der La Vallière-Auktion 4085 livres). Noch in der vente D'Ourches 1811 kostete die B42 1901 livres, die B48 aber 2101 livres" (ebd. S. 12)
Die Illuminierung und Kalligraphie des vorliegenden Exemplars fand in Italien statt, und zwar in zwei zeitlich versetzten Etappen: Die erste zeigt Beispiele eines rundlichen und farbenfrohen, mit kräftigem Gold illuminierten Akanthus im lombardischen Stil. Die Prolog-Initialen sind meist floral-ornamental gestaltet, der Binnenraum der Buch-Initialen wurden mit Halbfiguren ausgemalt. Die zweite Illuminierungs-Etappe fand gegen 1500 statt: Hier sind elegante dünne Buchstaben aus Blattgold auf farbigen Feldern gestaltet, in denen biblische Figuren narrativ in Szene gesetzt werden. Dieser Stil verweist nach Venedig in den Umkreis des Pico-Meisters, dem unbekannten Buchmaler des Plinius-Exemplars von Pico della Mirandola. Italienisch sind darüberhinaus auch die schlanken, raumgreifenden Lombarden und die gelb lavierte Rubrizierung.
Die erste Lage (10 Blatt) des zweiten Bandes stammt aus einem anderen italienischen Exemplar der B-48, das zu den schönsten und bedeutendsten Beispielen italienischer Buchmalerei gehört: der Bibel mit dem bislang nicht identifizierten Tauben-Wappen. Wie manches andere Exemplar im Zuge der napoleonischen Eroberungen, wurde auch dieses Ende des 18. Jahrhunderts zerlegt, um mit dessen Lagen andere Exemplare zu komplettieren. Große Teile davon finden sich heute in der Getty-Bibliothek und der Bibliothek der Pariser Chambre des Députés. Die erste Lage des zweiten Bandes aus der Bibel mit dem Taubenwappen fand Eingang in unser Exemplar, dem offenbar diese Lage fehlte. Neben dem prachtvoll ausgeführten Wappenmedaillon auf der ersten Seite enthält sie drei besonders schöne Bild-Initialen von dem bedeutenden Buchmaler Guglielmo Giraldi in Ferrara.
Stellenweise markieren kleine an den Rand gemalte Buchstaben in Rot und Blau Textabschnitte für Lesungen im Refektorium eines Klosters. Diese Lesehilfen finden sich nur stellenweise und sind nicht konsequent zu Ende geführt; teils sind an den betreffenden Stellen die Buchstaben nur klein mit Tinte vorgeschrieben. In ähnlicher Weise zeigen sich auch bei einzelnen Buch-Initialen mehrere Fertigungsstufen. So überdeckt die Initiale auf fol. 134 im ersten Band eine ältere Vorzeichnung, von der noch eine kleine Knospenranke zu sehen ist. Ähnliche Ranken finden sich in der Vorzeichnung für eine Initiale auf fol. 76 im zweiten Band, die (als einzige) nicht ausgeführt bzw. übermalt worden ist.
Ohne Übertreibung läßt sich sagen, daß hier ein Werk von epochaler buchgeschichtlicher Bedeutung in einem einzigartigen, bestens erhaltenen Pergamentexemplar mit einer Illumination von „außerordentlich künstlerischer Qualität“ angeboten wird. Bestätigt wird dies in einem beiliegenden Gutachten von dem ehemaligen Bibliotheksdirektor und Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Prof. Dr. Tilo Brandis, der das Exemplar im Oktober 2016 mit 2,2 Millionen Euro taxiert hat.
Einen ausführlichen Kommentar zur Fust-Schöffer-Bibel und eine detaillierte Würdigung unseres Exemplars gibt der bekannte Kunsthistoriker Eberhard König in der 2005 erschienenen Monographie Biblia pulcra. Die 48-zeilige Bibel von 1462 . Zur hohen Bewertung der B-48 im 19. Jahrhundert führt er folgende Vergleichspreise an:
"Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war die B48 wesentlich teurer als selbst die Gutenbergbibel, vgl. z.B. vente Gaignat, 1769: Nr. 16 = B42 auf Pergament: 2100 livres; Nr. 17/18: Zwei Exemplare der B48 auf Pergament: 3200 bzw. 2600 livres (Nr. 17 kostete 15 Jahre später auf der La Vallière-Auktion 4085 livres). Noch in der vente D'Ourches 1811 kostete die B42 1901 livres, die B48 aber 2101 livres" (ebd. S. 12)
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