Lexikon
Neues Wohnen
Wie der Begriff "Neues Bauen" die funktionalistische, moderne Architektur der 1920er und 1930er Jahre beschreibt, so steht "Neues Wohnen" analog für die zweckgebundenen Neuerungen in Innenarchitektur und Wohnraumeinrichtung. Hier fanden in jenen Jahren grundlegende, zu weiten Teilen noch heute verbindliche Wandlungen statt.
Dass es soweit kam, ist in erster Linie einer Notwendigkeit zuzuschreiben: Wohnraummangel, die wirtschaftliche Not der Arbeiter sowie die neue Position der Frauen, die nach dem Ersten Weltkrieg oftmals ohne Mann die Familie ernähren mussten, beschäftigten auch die Künstler und Handwerker. Soziale Siedlungsbauprojekte wie im "Neuen Frankfurt" oder, als Exemplum aufgestellt, am Stuttgarter Weißenhof waren die Folge.
Die dort angestrebte Rationalisierung und Standardisierung von Wohnungen veränderte deren Grundrisse: Zuvor salonhaft-großzügige Räumlichkeiten wurden durch zweckmäßige und dementsprechend kleinere Wohneinheiten in neuartigen Einteilungen ersetzt. In diese neuen Wohnungen passten nun die wuchtigen Möbel der Vergangenheit nicht mehr hinein. Lösungen auch für die Inneneinrichtung, für ein "Neues Wohnen" des modernen Großstadtmenschen, mussten erdacht werden: "So nicht!" rief deshalb das Plakat zur Werkbund-Ausstellung "Die Wohnung" von 1927, das einen hergebrachten bürgerlichen Wohnraum mit üppiger Inneneinrichtung zeigte.
Die Möbel des "Neuen Wohnens" zeichneten sich durch radikale, revolutionäre Neuerungen aus, die uns heute ganz selbstverständlich erscheinen: Industrielle statt handwerkliche Fertigung, Kombinierbarkeit von Einzelmöbeln in einem Baukastensystem statt starren "Zimmereinrichtungen", Funktionalität, Standardisierung, Typisierung und Rationalisierung. Diese Anforderungen an das "Neue Wohnen" zogen auch eine neue Ästhetik nach sich, die heute oftmals als "Bauhausstil" bezeichnet wird. Kennzeichnend sind der Verzicht auf Zierrat und Ornament, die Reduktion auf Grundformen sowie die angestrebte Leichtigkeit und Transparenz der Formensprache, die den beengten räumlichen Verhältnissen angemessen ist. An dieser Wirkung war der Einsatz neuer Werkstoffe maßgeblich beteiligt, besonders Stahlrohr-Möbel wurden geradezu zu Sinnbildern des "Neuen Wohnens".
Vielfach entstand das Mobiliar des "Neuen Wohnens" in ganz direktem Zusammenhang mit Siedlungsbauprojekten: Die berühmte "Frankfurter Küche" war zugeschnitten auf Ernst Mays Bebauungspläne des "Neuen Frankfurt", Mart Stams Kragstuhl und Ludwig Mies van der Rohes Freischwinger entstanden für die Stuttgarter Weißenhofsiedlung, die Teil der Werkbundausstellung "Die Wohnung" war.
Gerade in diesem Kontext wurden viele wegweisende Konzepte des "Neuen Wohnens" entwickelt: Ludwig Mies van der Rohe hatte 29 Innenarchitekten ausgewählt, die Wohnungen der Weißenhofsiedlung mustergültig einzurichten, darunter etwa Ferdinand Kramer, Adolf Meyer, Lilly Reich, Hans Zimmermann und Erich Dieckmann. Mies van der Rohe, der künstlerische Leiter des Projektes, trug dafür Sorge, dass das "Neue Wohnen" nicht nur dem sozialen Aspekt gehorchte, sondern neben aller Funktionalität auch ästhetisch ansprechend war. Die Räume sollten trotz der beengten Verhältnisse Offenheit und Weite ausstrahlen und elegant ineinander fließen - oder, wie Mies van der Rohe selbst es formulierte: "Ich baue Wohnungen und keine Konservenbüchsen".
Wie der Begriff "Neues Bauen" die funktionalistische, moderne Architektur der 1920er und 1930er Jahre beschreibt, so steht "Neues Wohnen" analog für die zweckgebundenen Neuerungen in Innenarchitektur und Wohnraumeinrichtung. Hier fanden in jenen Jahren grundlegende, zu weiten Teilen noch heute verbindliche Wandlungen statt.
Dass es soweit kam, ist in erster Linie einer Notwendigkeit zuzuschreiben: Wohnraummangel, die wirtschaftliche Not der Arbeiter sowie die neue Position der Frauen, die nach dem Ersten Weltkrieg oftmals ohne Mann die Familie ernähren mussten, beschäftigten auch die Künstler und Handwerker. Soziale Siedlungsbauprojekte wie im "Neuen Frankfurt" oder, als Exemplum aufgestellt, am Stuttgarter Weißenhof waren die Folge.
Die dort angestrebte Rationalisierung und Standardisierung von Wohnungen veränderte deren Grundrisse: Zuvor salonhaft-großzügige Räumlichkeiten wurden durch zweckmäßige und dementsprechend kleinere Wohneinheiten in neuartigen Einteilungen ersetzt. In diese neuen Wohnungen passten nun die wuchtigen Möbel der Vergangenheit nicht mehr hinein. Lösungen auch für die Inneneinrichtung, für ein "Neues Wohnen" des modernen Großstadtmenschen, mussten erdacht werden: "So nicht!" rief deshalb das Plakat zur Werkbund-Ausstellung "Die Wohnung" von 1927, das einen hergebrachten bürgerlichen Wohnraum mit üppiger Inneneinrichtung zeigte.
Die Möbel des "Neuen Wohnens" zeichneten sich durch radikale, revolutionäre Neuerungen aus, die uns heute ganz selbstverständlich erscheinen: Industrielle statt handwerkliche Fertigung, Kombinierbarkeit von Einzelmöbeln in einem Baukastensystem statt starren "Zimmereinrichtungen", Funktionalität, Standardisierung, Typisierung und Rationalisierung. Diese Anforderungen an das "Neue Wohnen" zogen auch eine neue Ästhetik nach sich, die heute oftmals als "Bauhausstil" bezeichnet wird. Kennzeichnend sind der Verzicht auf Zierrat und Ornament, die Reduktion auf Grundformen sowie die angestrebte Leichtigkeit und Transparenz der Formensprache, die den beengten räumlichen Verhältnissen angemessen ist. An dieser Wirkung war der Einsatz neuer Werkstoffe maßgeblich beteiligt, besonders Stahlrohr-Möbel wurden geradezu zu Sinnbildern des "Neuen Wohnens".
Vielfach entstand das Mobiliar des "Neuen Wohnens" in ganz direktem Zusammenhang mit Siedlungsbauprojekten: Die berühmte "Frankfurter Küche" war zugeschnitten auf Ernst Mays Bebauungspläne des "Neuen Frankfurt", Mart Stams Kragstuhl und Ludwig Mies van der Rohes Freischwinger entstanden für die Stuttgarter Weißenhofsiedlung, die Teil der Werkbundausstellung "Die Wohnung" war.
Gerade in diesem Kontext wurden viele wegweisende Konzepte des "Neuen Wohnens" entwickelt: Ludwig Mies van der Rohe hatte 29 Innenarchitekten ausgewählt, die Wohnungen der Weißenhofsiedlung mustergültig einzurichten, darunter etwa Ferdinand Kramer, Adolf Meyer, Lilly Reich, Hans Zimmermann und Erich Dieckmann. Mies van der Rohe, der künstlerische Leiter des Projektes, trug dafür Sorge, dass das "Neue Wohnen" nicht nur dem sozialen Aspekt gehorchte, sondern neben aller Funktionalität auch ästhetisch ansprechend war. Die Räume sollten trotz der beengten Verhältnisse Offenheit und Weite ausstrahlen und elegant ineinander fließen - oder, wie Mies van der Rohe selbst es formulierte: "Ich baue Wohnungen und keine Konservenbüchsen".
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