Auktion: 559 / Wertvolle Bücher am 25.11.2024 in Hamburg Lot 46

 

46
Philipp Otto Runge
Farben-Kugel, 1810.
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inklusive Aufgeld)
Sphärische Farbharmonie

Philipp Otto Runge
Farben-Kugel oder Construction des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zueinander, und ihrer vollständigen Affinität .. Nebst einer Abhandlung über die Bedeutung der Farben in der Natur, von Henrik Steffens. Hamburg, F. Perthes 1810.

• Seltene erste Ausgabe der bedeutenden Farbtheorie
• Die erstmalige Darstellung der Farbphänomene in einem sphärischen Modell
• Schlüssel zum Verständnis von Runges Kunstwerken
• Von großem Einfluß auf nachfolgende Theorien, bis hin zu Paul Klee und Johannes Itten
• Breitrandiges Exemplar auf Büttenpapier


Die bedeutende Farbentheorie der Frühromantik entwickelte Runge gemeinsam mit dem Naturphilosophen Steffens. Sie erschien 1810, kurz vor dem frühen Tod des Malers, im gleichen Jahr wie Goethes Abhandlung Zur Farbenlehre , doch es ist Runges Farben-Kugel , die den ersten Versuch in der Kunstgeschichte unternimmt, die Phänomene von Farbe und Spektrum in einem sphärischen Modell darzustellen.
Die Farbenkugel ist das erste Farbenmodell, das von einem bildenden Künstler erdacht worden ist. Die handkolorierte Radierung stammt von Runge selbst. Der Einfluß von Runges Darstellung auf spatere Theoretiker war beträchtlich. Wie Goethe, mit dem Runge intensiv korrespondierte, lehnte er Newtons Darstellungen ab. Runges Konzeption war in der Grundlage weniger wissenschaftlich, eher sinnlich. Darüber hinaus wies er jeder Farbe eine psychologische Bedeutung zu. Runges Farbglobus steht damit als Synthese und Höhepunkt seiner Bemühungen, die Harmonie der Farben in einer räumlichen Anordnung zu veranschaulichen. Runges ikonographische Bestimmung des Spektrums ist ein Schlüssel zum Verständnis seiner übrigen Werke, und sie ist zugleich eine der frühesten und prägnantesten Manifestationen eines romantischen Geistes in der deutschen Kunst mit weitreichenden Folgen für die Asthetik des 19. Jahrhunderts. Runge starb, 33jährig, wenige Monate nach Erscheinen dieses Werkes. Im historischen Teil seiner Farbenlehre ging Goethe auf Runge ein: "Ganz neuerlich hat Philipp Otto Runge, von dessen schönen Einsichten in die Farbenlehre, von der mahlerischen Seite her, wir schon früher ein Zeugniss abgelegt, die Abstufungen der Farben und ihr Abschattiren gegen Hell und Dunkel auf einer Kugel dargestellt, und wie wir glauben, diese Art von Bemühungen völlig abgeschlossen." - Die handkolorierten Farbenkugeln sind in jedem bekannten Exemplar in ihrer Position variierend dargestellt, so daß kaum ein Exemplar dem anderen gleicht und gleichsam ein Unikat darstellt.

EINBAND: Zeitgenössischer Halbpergamentband. 27,5 : 22 cm. - ILLUSTRATION: Mit 1 kolorierten Kupfertafel und 1 beiliegenden gefalteten und kolorierten Farbtafel sowie einigen Diagrammen im Text. - KOLLATION: 2 Bll., 60 S. - ZUSTAND: Ränder tls. gering angestaubt, wenige Bll. mit schwacher Knickspur, die Falttafel tls. mit kl. Falzläsuren und deren gelbe Farbfelder tls. oxidiert; hint. flieg. Vorsatz entfernt, Buchblock gebrochen. Ob. Ecke des VDeckels mit Stauchspur, Gelenk mit Einriß. Innen breitrandig und nahezu fleckenfrei. - PROVENIENZ: Exlibris Gerrit Jan Honig, Zaandyk. - Privatsammlung Frankfurt.

LITERATUR: Traeger 510-18. - Runge in seiner Zeit. Kat. Hamburg 1978, 106. - Schröder 3335.1. - Kayser 102. - Kippenberg 5668. - Goedeke VI, 173, 11 (Steffens).

The rare first edition of the important color theory, the first representation of color phenomena in a spherical model. The book is the key to understanding Runge's works of art and of great influence on subsequent theories, right up to Paul Klee and Johannes Itten. - Contemp. half vellum. Edges slightly dusty in places, a few pages with faint creases, the folding plate with small fold marks and its yellow color fields oxidized in places; flyleaf on back. Endpapers removed, book block broken, joint with tear. Interior with wide margins and almost clean.




46
Philipp Otto Runge
Farben-Kugel, 1810.
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inklusive Aufgeld)