5
Ernst Wilhelm Nay
Himmlische Botschaft, 1946.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 152.400 (inklusive Aufgeld)
Himmlische Botschaft. 1946.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso auf der Leinwand erneut datiert. 75 x 45 cm (29,5 x 17,7 in).
[AR].
• Nay gelingt mit "Himmlische Botschaft" eine besonders dichte, sich nach oben öffnende, farbintensive Erzählung.
• Aus der wichtigen Werkserie der "Hekate-Bilder" – Übergang von der Figuration zur Abstraktion.
• Ganz aus der Farbe heraus entwickelte Komposition mit einem Vokabular, das Elemente der "Scheiben-" und "Augenbilder" vorwegnimmt.
• Ein Jahr nach der Entstehung ausgestellt in der großen Gruppenausstellung "Moderne deutsche Kunst seit 1933" in der Kunsthalle Bern.
PROVENIENZ: Galerie Alex Vömel - Kunstkabinett Hans Trojanski, Düsseldorf 1947.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
Seitdem in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: E. W. Nay, Galerie Günther Franke, München, Oktober 1946, Kat.-Nr. 13.
Ernst Wilhelm Nay, Galerie Alex Vömel - Kunstkabinett Hans Trojanski, Düsseldorf, Januar 1947, Kat.-Nr. 11.
Moderne deutsche Kunst seit 1933, Kunsthalle Bern, 26.7.-31.8.1947, Kat.-Nr. 198.
Moderne deutsche Kunst seit 1933 (Rheinischer Anteil der Ausstellung in der Kunsthalle Bern), Kunstsammlung der Stadt Düsseldorf, Nov./Dez. 1947, Kat.-Nr. 96.
LITERATUR: Aurel Scheibler/Siegfried Gohr, Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I: 1922-1951, Köln 1990, WVZ-Nr. 363 (m. Farbabb.).
Elisabeth Nay-Scheibler, Die Titel der Hekate-Bilder, in: Ernst Wilhelm Nay. Die Hofheimer Jahre 1945-51, Frankfurt a. Main 1994, S. 69-75, hier S. 72 (m. Abb. S. 73).
Magdalene Claesges(-Bette), Die Geburt des Elementaren Bildes aus dem Geist der Abstraktion. Versuch einer Deutung der theoretischen Schriften von Ernst Wilhelm Nay. Diss. Köln 2001, S. 75 (Abb. 30).
Friedrich Weltzien, E. W. Nay - Figur und Körperbild. Kunst und Kunsttheorie der vierziger Jahre, Berlin 2003, S. 199-220.
"Das Thema der Kommunikation mit dem Transzendenten, findet man auch in Bildern wie [..] 'Himmlische Botschaft'. [..] Diese Urbilder menschlicher Sehnsucht sind natürlich aufgelöst in der ganzen Kraft der abstrakten Formensprache Nays."
Elisabeth Nay-Scheibler, Die Titel der Hekate-Bilder, in: Ernst Wilhelm Nay. Die Hofheimer Jahre 1945-51, Frankfurt a. Main 1994, S. 69-75, hier S. 72.
"In den mythischen Bildern der Jahre 1940 bis 1950 hat die Farbe, bei schrittweise zunehmender Verschlüsselung des Figürlichen, zunehmend eine grossartig selbstherrliche Pracht entfaltet. Von Jahr zu Jahr wurde deutlicher, dass mit Nay der deutschen Malerei eine Farbbegabung von seltener Intensität und Ausschliesslichkeit geschenkt war."
Georg Schmidt, ehem. Direktor Kunstmuseum Basel, 1962, zit. nach: Galerie Günther Franke, Nay, aus der Sammlung und Galerie Günther Franke, München 1973, S. 68.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso auf der Leinwand erneut datiert. 75 x 45 cm (29,5 x 17,7 in).
[AR].
• Nay gelingt mit "Himmlische Botschaft" eine besonders dichte, sich nach oben öffnende, farbintensive Erzählung.
• Aus der wichtigen Werkserie der "Hekate-Bilder" – Übergang von der Figuration zur Abstraktion.
• Ganz aus der Farbe heraus entwickelte Komposition mit einem Vokabular, das Elemente der "Scheiben-" und "Augenbilder" vorwegnimmt.
• Ein Jahr nach der Entstehung ausgestellt in der großen Gruppenausstellung "Moderne deutsche Kunst seit 1933" in der Kunsthalle Bern.
PROVENIENZ: Galerie Alex Vömel - Kunstkabinett Hans Trojanski, Düsseldorf 1947.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
Seitdem in Familienbesitz.
AUSSTELLUNG: E. W. Nay, Galerie Günther Franke, München, Oktober 1946, Kat.-Nr. 13.
Ernst Wilhelm Nay, Galerie Alex Vömel - Kunstkabinett Hans Trojanski, Düsseldorf, Januar 1947, Kat.-Nr. 11.
Moderne deutsche Kunst seit 1933, Kunsthalle Bern, 26.7.-31.8.1947, Kat.-Nr. 198.
Moderne deutsche Kunst seit 1933 (Rheinischer Anteil der Ausstellung in der Kunsthalle Bern), Kunstsammlung der Stadt Düsseldorf, Nov./Dez. 1947, Kat.-Nr. 96.
LITERATUR: Aurel Scheibler/Siegfried Gohr, Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I: 1922-1951, Köln 1990, WVZ-Nr. 363 (m. Farbabb.).
Elisabeth Nay-Scheibler, Die Titel der Hekate-Bilder, in: Ernst Wilhelm Nay. Die Hofheimer Jahre 1945-51, Frankfurt a. Main 1994, S. 69-75, hier S. 72 (m. Abb. S. 73).
Magdalene Claesges(-Bette), Die Geburt des Elementaren Bildes aus dem Geist der Abstraktion. Versuch einer Deutung der theoretischen Schriften von Ernst Wilhelm Nay. Diss. Köln 2001, S. 75 (Abb. 30).
Friedrich Weltzien, E. W. Nay - Figur und Körperbild. Kunst und Kunsttheorie der vierziger Jahre, Berlin 2003, S. 199-220.
"Das Thema der Kommunikation mit dem Transzendenten, findet man auch in Bildern wie [..] 'Himmlische Botschaft'. [..] Diese Urbilder menschlicher Sehnsucht sind natürlich aufgelöst in der ganzen Kraft der abstrakten Formensprache Nays."
Elisabeth Nay-Scheibler, Die Titel der Hekate-Bilder, in: Ernst Wilhelm Nay. Die Hofheimer Jahre 1945-51, Frankfurt a. Main 1994, S. 69-75, hier S. 72.
"In den mythischen Bildern der Jahre 1940 bis 1950 hat die Farbe, bei schrittweise zunehmender Verschlüsselung des Figürlichen, zunehmend eine grossartig selbstherrliche Pracht entfaltet. Von Jahr zu Jahr wurde deutlicher, dass mit Nay der deutschen Malerei eine Farbbegabung von seltener Intensität und Ausschliesslichkeit geschenkt war."
Georg Schmidt, ehem. Direktor Kunstmuseum Basel, 1962, zit. nach: Galerie Günther Franke, Nay, aus der Sammlung und Galerie Günther Franke, München 1973, S. 68.
Hofheim am Taunus / Die Bezeichnung "Hekate-Bilder"
Die Bezeichnung für die Werkserie der so benannten "Hekate-Bilder" entsteht viel später, weiß Elisabeth Nay-Scheibler zu berichten. Als Nay sich 1950/51 bereits neuen Themen, den fugalen Bildformen zuwendet, besucht ihn sein verlässlicher Freund und Mentor Ernst Gosebruch, langjähriger Direktor am Museum Folkwang in Essen und von den Nationalsozialisten im September 1933 entlassen. Er erkundigt sich nach den zuvor in Hofheim entstandenen Bildern, von denen er sich an nur einen Titel erinnert: "Tochter der Hekate". So entsteht beiläufig ein Stilbegriff für eine Werkperiode der Jahre 1945–1948.
Nach Ende des Krieges, den Ernst Wilhelm Nay als Kartenzeichner in Frankreich verbringt, kehrt er nicht nach Berlin zurück, sondern in das idyllische Hofheim am Taunus. Auf Vermittlung der Künstlerin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath bezieht er das verwaiste Atelier von Ottilie Roederstein, eine deutsch-schweizerische Malerin, die 1937 in Hofheim verstorben ist. Die Bilder Nays, die dort in den sechs Jahren seiner Verweildauer entstehen, sind erfüllt von heftigen, brennenden Farben. Eine ganz von der Farbe getragene Bildsprache, die zunächst noch der Figuration verpflichtet bleibt, kulminiert 1945–1948 in den "Hekate-Bildern", dieser an den antiken Mythos angelehnten Werkphase. Ausgangspunkt der Hekate-Phase sind von einer Figur respektive einem Figurenpaar beherrschte Bilder, wobei sich Nay durchaus an Picassos kubistisch geprägtem Menschentypus der dreißiger und frühen vierziger Jahre orientiert. Als Ziel seines künstlerischen Schaffens beschreibt er in einem Brief vom 28. Dezember 1945 an den Freund und Sammler Erich Meyer nun die Aktivierung des Bild-Raumes durch die Farbe: "Meine Bilder sind stark farbig und vielfarbig und sehr malerisch-frei gemalt. Ich bin gerade dabei, wieder einen Sprung vorwärtszutun. Farbige Dynamik, Flächenrhythmus, Ornament und Relief, das waren bisher meine Mittel, um den Raum der Malerei zu gestalten. Dafür habe ich äußerst vorsichtig bisher davon abgesehen – wie es auch dem Geiste meiner Kunst, die das magische, zauberische jetzt stärker betont als bisher – Raumtiefen mit diesen Mitteln darzustellen. Das muß jetzt geschehen." (zit. nach: E. W. Nay 1902-1968. Bilder und Dokumente, München 1980, S. 90)
Ungewöhnliche Farbmischungen tauchen auf und vertiefen ein höchst differenziertes Kolorit
Für Nay ist die Beschäftigung mit abstrakt strukturiertem Flächengewebe nach der ständig zunehmenden Verdichtung der figurativen Bildstrukturen in den "Hekate-Bildern" eine logische Konsequenz. In diese Überlegung ist eingebettet, jenen "Komplex von Urformen in Verbindung mit Rhythmus und Dynamik" so offen zu gestalten, dass sich, so Nay, "dann das eigentlich formale Thema meiner Kunst im Ganzen" entwickeln kann (zit. nach: Ausst.-Kat. E. W. Nay 1902-1968. Bilder und Dokumente, Nürnberg und München 1980, S. 62). Nays künstlerische Entwicklung ist im Grunde bis auf die surrealen Landschaften, der ersten wirklich Nay’schen Bildthematik, immer unterlegt von Rhythmus und Dynamik, etwa von den klar gegliederten, die Gegenständlichkeit vereinfachenden "Fischer-" und "Lofoten-Bildern" bis zu den abstrakt strukturierten, aber noch den Rest von Figuration aus den in Frankreich entstehenden Kompositionen bewahrenden "Hekate-Bildern". Hier trifft man auf die inzwischen eingängig gewordenen Formen und Figurationen Nay’scher Ikonografie, mit denen Nay anstrebt, wie Werner Haftmann so treffend beschreibt, "die einzelnen farbigen Flächenschichten einmal faktisch auseinanderzulegen, sie als einzelne Qualitäten zu isolieren und durchzuarbeiten und als einzelne selbständige Elemente der räumlichen Planordnung, aber auch als isolierte Farbstimmen eindeutig festzulegen" (Werner Haftmann, E. W. Nay, Köln 1991, S. 153). Im übertragenen Sinn kann man Nays "Hekate-Bilder" der ersten Jahre nach dem Krieg als Werke verstehen, in denen er den düsteren Erinnerungen in formaler Gestalt Ausdruck verleiht, während seine Titel dem Interessierten einen winzigen Einblick in den geheimnisvollen Vorgang des künstlerischen Tuns geben. So ersetzt der Künstler die in Frankreich noch figurbetonten Erfindungen mit Themen aus der Literatur, aus der griechischen Mythologie und aus dem Alten Testament. Die zumeist erst nach Fertigstellung des Bildes von Nay vergebenen Titel lauten jetzt: "Verkündigung", "Paolo und Francesca", "Tochter der Hekate", "Sitzende vor dem Spiegel", "Sibylle", "Oberon", "Salome", "Eurydike", "Hirte", "Herbstlied", "Kythera" und "Lots Weib" oder wie hier "Himmlische Botschaft". Das in Nays Bildern wiederkehrende Formenvokabular von Kreis-, Spindel-, Schachbrett- und Handformen ist in den "Hekate-Bildern" sichtbar eingewoben in zumeist verschlüsselte Figuren- und Landschaftsassoziationen. Zudem verleihen bedeutungsträchtige Namen den "Hekate-Bildern" einen mythischen Klang. Und dieser Klang wird unterstützt von einer raffinierten Erweiterung der Palette. Bisher noch nie verwendete Farbmischungen tauchen auf: weiß, zitronengelb, ocker, braun, dunkelbraun, orange, hellrot, dunkelrot, hellblau, dunkelblau, hellgrün, dunkelgrün, hellgrau und schwarz. Oberfläche und Tiefe des Kolorits erschließen den Bildern ein reiches, höchst differenziertes Spektrum. Der Farbauftrag, hier und dort leicht pastos, verstärkt eine eigentümlich kostbare Reliefwirkung, als handele es sich um höchst fremdartige Gebilde. Durch die Dehnung der Formen fördert Nay eine zweidimensionale Spannung, steigert die Tragkraft und erhöht das Tempo.
Das Gemälde "Himmlische Botschaft" ist ein ganz aus der Farbe heraus gemaltes Bild. Den mit dem Nay‘schen Formenvokabular vertrauten Betrachtern erschließt sich im Einzelnen eine fächerförmige Hand, offene Augen, die auf ein Gesicht deuten, in der Mitte unten zwei nebeneinanderliegende gerundete Formen, welche die Rückenansicht einer Figur heraufbeschwören. Ein Vokabular, in dem bereits Kreis- und Spindelform enthalten sind, die für Nays spätere "Scheiben-" und "Augenbilder" so kennzeichnend sind. [MvL]
Die Bezeichnung für die Werkserie der so benannten "Hekate-Bilder" entsteht viel später, weiß Elisabeth Nay-Scheibler zu berichten. Als Nay sich 1950/51 bereits neuen Themen, den fugalen Bildformen zuwendet, besucht ihn sein verlässlicher Freund und Mentor Ernst Gosebruch, langjähriger Direktor am Museum Folkwang in Essen und von den Nationalsozialisten im September 1933 entlassen. Er erkundigt sich nach den zuvor in Hofheim entstandenen Bildern, von denen er sich an nur einen Titel erinnert: "Tochter der Hekate". So entsteht beiläufig ein Stilbegriff für eine Werkperiode der Jahre 1945–1948.
Nach Ende des Krieges, den Ernst Wilhelm Nay als Kartenzeichner in Frankreich verbringt, kehrt er nicht nach Berlin zurück, sondern in das idyllische Hofheim am Taunus. Auf Vermittlung der Künstlerin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath bezieht er das verwaiste Atelier von Ottilie Roederstein, eine deutsch-schweizerische Malerin, die 1937 in Hofheim verstorben ist. Die Bilder Nays, die dort in den sechs Jahren seiner Verweildauer entstehen, sind erfüllt von heftigen, brennenden Farben. Eine ganz von der Farbe getragene Bildsprache, die zunächst noch der Figuration verpflichtet bleibt, kulminiert 1945–1948 in den "Hekate-Bildern", dieser an den antiken Mythos angelehnten Werkphase. Ausgangspunkt der Hekate-Phase sind von einer Figur respektive einem Figurenpaar beherrschte Bilder, wobei sich Nay durchaus an Picassos kubistisch geprägtem Menschentypus der dreißiger und frühen vierziger Jahre orientiert. Als Ziel seines künstlerischen Schaffens beschreibt er in einem Brief vom 28. Dezember 1945 an den Freund und Sammler Erich Meyer nun die Aktivierung des Bild-Raumes durch die Farbe: "Meine Bilder sind stark farbig und vielfarbig und sehr malerisch-frei gemalt. Ich bin gerade dabei, wieder einen Sprung vorwärtszutun. Farbige Dynamik, Flächenrhythmus, Ornament und Relief, das waren bisher meine Mittel, um den Raum der Malerei zu gestalten. Dafür habe ich äußerst vorsichtig bisher davon abgesehen – wie es auch dem Geiste meiner Kunst, die das magische, zauberische jetzt stärker betont als bisher – Raumtiefen mit diesen Mitteln darzustellen. Das muß jetzt geschehen." (zit. nach: E. W. Nay 1902-1968. Bilder und Dokumente, München 1980, S. 90)
Ungewöhnliche Farbmischungen tauchen auf und vertiefen ein höchst differenziertes Kolorit
Für Nay ist die Beschäftigung mit abstrakt strukturiertem Flächengewebe nach der ständig zunehmenden Verdichtung der figurativen Bildstrukturen in den "Hekate-Bildern" eine logische Konsequenz. In diese Überlegung ist eingebettet, jenen "Komplex von Urformen in Verbindung mit Rhythmus und Dynamik" so offen zu gestalten, dass sich, so Nay, "dann das eigentlich formale Thema meiner Kunst im Ganzen" entwickeln kann (zit. nach: Ausst.-Kat. E. W. Nay 1902-1968. Bilder und Dokumente, Nürnberg und München 1980, S. 62). Nays künstlerische Entwicklung ist im Grunde bis auf die surrealen Landschaften, der ersten wirklich Nay’schen Bildthematik, immer unterlegt von Rhythmus und Dynamik, etwa von den klar gegliederten, die Gegenständlichkeit vereinfachenden "Fischer-" und "Lofoten-Bildern" bis zu den abstrakt strukturierten, aber noch den Rest von Figuration aus den in Frankreich entstehenden Kompositionen bewahrenden "Hekate-Bildern". Hier trifft man auf die inzwischen eingängig gewordenen Formen und Figurationen Nay’scher Ikonografie, mit denen Nay anstrebt, wie Werner Haftmann so treffend beschreibt, "die einzelnen farbigen Flächenschichten einmal faktisch auseinanderzulegen, sie als einzelne Qualitäten zu isolieren und durchzuarbeiten und als einzelne selbständige Elemente der räumlichen Planordnung, aber auch als isolierte Farbstimmen eindeutig festzulegen" (Werner Haftmann, E. W. Nay, Köln 1991, S. 153). Im übertragenen Sinn kann man Nays "Hekate-Bilder" der ersten Jahre nach dem Krieg als Werke verstehen, in denen er den düsteren Erinnerungen in formaler Gestalt Ausdruck verleiht, während seine Titel dem Interessierten einen winzigen Einblick in den geheimnisvollen Vorgang des künstlerischen Tuns geben. So ersetzt der Künstler die in Frankreich noch figurbetonten Erfindungen mit Themen aus der Literatur, aus der griechischen Mythologie und aus dem Alten Testament. Die zumeist erst nach Fertigstellung des Bildes von Nay vergebenen Titel lauten jetzt: "Verkündigung", "Paolo und Francesca", "Tochter der Hekate", "Sitzende vor dem Spiegel", "Sibylle", "Oberon", "Salome", "Eurydike", "Hirte", "Herbstlied", "Kythera" und "Lots Weib" oder wie hier "Himmlische Botschaft". Das in Nays Bildern wiederkehrende Formenvokabular von Kreis-, Spindel-, Schachbrett- und Handformen ist in den "Hekate-Bildern" sichtbar eingewoben in zumeist verschlüsselte Figuren- und Landschaftsassoziationen. Zudem verleihen bedeutungsträchtige Namen den "Hekate-Bildern" einen mythischen Klang. Und dieser Klang wird unterstützt von einer raffinierten Erweiterung der Palette. Bisher noch nie verwendete Farbmischungen tauchen auf: weiß, zitronengelb, ocker, braun, dunkelbraun, orange, hellrot, dunkelrot, hellblau, dunkelblau, hellgrün, dunkelgrün, hellgrau und schwarz. Oberfläche und Tiefe des Kolorits erschließen den Bildern ein reiches, höchst differenziertes Spektrum. Der Farbauftrag, hier und dort leicht pastos, verstärkt eine eigentümlich kostbare Reliefwirkung, als handele es sich um höchst fremdartige Gebilde. Durch die Dehnung der Formen fördert Nay eine zweidimensionale Spannung, steigert die Tragkraft und erhöht das Tempo.
Das Gemälde "Himmlische Botschaft" ist ein ganz aus der Farbe heraus gemaltes Bild. Den mit dem Nay‘schen Formenvokabular vertrauten Betrachtern erschließt sich im Einzelnen eine fächerförmige Hand, offene Augen, die auf ein Gesicht deuten, in der Mitte unten zwei nebeneinanderliegende gerundete Formen, welche die Rückenansicht einer Figur heraufbeschwören. Ein Vokabular, in dem bereits Kreis- und Spindelform enthalten sind, die für Nays spätere "Scheiben-" und "Augenbilder" so kennzeichnend sind. [MvL]
5
Ernst Wilhelm Nay
Himmlische Botschaft, 1946.
Öl auf Leinwand
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