Auktion: 529 / Kunst nach 1945 / Contemporary Art am 10.06.2022 in München Lot 212

 

212
Karl Horst Hödicke
Ampelsprung. Der Kapitalist zeigt freudig erregt Max Ernst Berlin, 1985.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 45.000

(inklusive Aufgeld)
Ampelsprung. Der Kapitalist zeigt freudig erregt Max Ernst Berlin. 1985.
Acryl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 200 x 290 cm (78,7 x 114,1 in).

• Berlin ist ein zentrales Thema im Œuvre von K. H. Hödicke und macht ihn zum eigenwilligen Chronisten des modernen Großstadtlebens
• Er gilt als einer der Wegbereiter des deutschen Neoexpressionismus und als bedeutender Vertreter der Neuen Figuration
• Seine Werke befinden sich unter anderem im Städel Museum in Frankfurt am Main, in der Berlinischen Galerie und in der Pinakothek der Moderne in München
• 1977 Teilnahme an der documenta 6 sowie 1990 an der Biennale in Venedig
.

PROVENIENZ: Galerie Folker Skulima, Berlin.
Privatsammlung Belgien.
Privatsammlung Süddeutschland.

LITERATUR: Christie's, London, Contemporary Art, Auktion 4892, 3.12.1992, Los 90 (m. Farbabb. S. 130).

K. H. Hödicke, 1938 in Nürnberg geboren, kommt im Jahr 1957 nach Berlin. In den Folgejahren entwickelt sich die Großstadt zu einem seiner wichtigsten Bildthemen. Sei es der Himmel über Schöneberg, das Kopfsteinpflaster der Straßen, allseits bekannte Baudenkmäler wie das Brandenburger Tor oder die Schaufenster und Neonlichter der modernen Großstadt: Berlin ist stets präsent und inspiriert den Künstler zu immer neuen Werken und Bildserien. Auch bei „Ampelsprung“ scheint es sich um eine typische Straßenszene zu handeln, in der sich ein Mann mit ausfallendem Schritt zwischen den Ampeln und Straßenschildern der Großstadt bewegt. Mit seinem breiten, leicht dämonischen Lächeln sowie ausgestattet mit Hut, Spazierstock und einem auffälligen weißen Handschuh zieht er mit weit ausgebreiteten Armen zunächst die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Erst danach fällt der Blick auf die angedeutete Figur im Hintergrund, die mit Kleid und Fliege bekleidet ist. Ihr Kopf zeigt keine menschlichen Züge, erinnert vielmehr vage an einen Vogel. Die zunächst so harmlos und leicht einzuordnende städtische Szenerie beginnt sich mehr und mehr in eine skurrile, von fragwürdigen Charakteren bewohnte Welt zu wandeln. Der Untertitel der Arbeit lautet „Der Kapitalist zeigt freudig erregt Max Ernst Berlin“. Er liefert Anhaltspunkte, um wen es sich bei den Figuren handelt, wie etwa der Vogel als Alter Ego von Max Ernst, und macht inhaltliche Anspielungen, ohne jedoch eine Lösung zu liefern, was für viele Werke Hödickes zutreffend ist: „Vieles bleibt rätselhaft und vage, und gerade diese Unklarheit macht eine der zentralen Qualitäten seiner Arbeiten aus. Angereichert mit kunsthistorischen Querverweisen und karnevalesken Figuren entstehen wundersame Konstellationen“ (Clemens Klöckner, Kasper in der Großstadt, zit. nach: K. H. Hödicke. Malerei, Skulptur, Film, München 2013, S. 94). In dem Gemälde „Ampelsprung“ zeigt sich exemplarisch, dass Berlin für Hödicke in dieser Zeit nicht nur ein wiederkehrendes Motiv ist, das er in seinen Werken abbildet. Aus alltäglich anmutenden Szenerien entwickelt er in den großformatigen Arbeiten der 1980er Jahre mit humorvollem Blick und in kräftigen Farben vielschichtige Bildwelten, die den Blick gefangen halten und die Betrachterin oder den Betrachter schließlich mit einem bleibenden Eindruck der eigenwilligen Bewohner:innen der Berliner Großstadt wieder in die Realität entlassen. [AR]



212
Karl Horst Hödicke
Ampelsprung. Der Kapitalist zeigt freudig erregt Max Ernst Berlin, 1985.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 45.000

(inklusive Aufgeld)