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Conrad Ferdinand Meyer
Konvolut mit ca. 58 Briefen/ Umschlägen/ Billets/ Visitenkarten u.a. von Conrad Ferdinand Meyer und Louise Meyer-Ziegler. 1884-96.
Schätzung:
€ 3.000 Ergebnis:
€ 18.000 (inkl. Käuferaufgeld)
Meyer, Conrad Ferdinand, Schriftsteller, 1825-1898. Sammlung von 18 eigh. Briefen, 9 eigh. Karten bzw. Billets und 1 eigh. Gedicht, davon 8 mit eigh. Umschlägen. Meist Kilchberg, 1884-87 und 1893-96. Ca. 72 S. Überwieg. 8vo. - Dabei: 20 eigh. Briefe und Karten von C. F. Meyers Ehefrau Luise, geb. Ziegler (1837-1915) sowie 1 eigh. Karte von deren gemeinsamer Tochter Camilla Meyer (1879-1936).
Umfangreiche und bedeutende Briefsammlung an den Arzt Johannes Landis (1823-1896) in Richterswil, mit dem Meyer eine enge Freundschaft verband. Meyer und Landis hatten gemeinsam das Zürcher Gymnasium, die sog. Kantonsschule besucht, wo sie von Meyers Vater Ferdinand Meyer (1799-1840) unterrichtet wurden. Die beiden Schulkameraden scheinen sich damals nicht näher befreundet zu haben und gingen nach Abschluß des Gymnasiums getrennte Wege. Erst 1884 kam es im Rahmen einer gemeinsamen Tagung zu einem unerwarteten Wiedersehen und es entwickelte sich von jenem Tage an eine innige Freundschaft, die auch die beiden Ehefrauen miteinschloß. Die offenherzigen Briefe dokumentieren sowohl die familiären als auch die schriftstellerischen Ereignisse des folgenden Jahrzehnts, wobei die Jahre 1887-1893, in denen Meyer unter schweren Depressionen litt und längere Zeit in der psychiatrischen Heilanstalt Königsfelden eingewiesen war, eine große Lücke bilden, die jedoch von seiner Frau Luise mit mehreren (hier vorliegenden) Briefen überbrückt wurde. - Einige Auszüge:
„Deine freundl. Zeilen sind die ersten, welche ich heute Sonntags - an meinem Brieftage - beantworte. Auch mich hat unser Wiedersehen tief u. seltsam berührt. Wir werden gut tun, das nächste nach einem kürzeren Zwischenraume zu feiern. Das „Maurerlied“ habe ich schon gelesen, zwei Male. Es ist ganz vorzüglich, besonders der Schluß, und hat mich geradezu überrascht. Für Deine liebe Einladung meinen allerbesten Dank! Auch ich würde besondern gern die Frauen bald zusammenbringen. Aber, vor Ostern, wo - höhern Einspruch vorbehalten - meine neue Nov. „die Richterin“ vollendet sein sollte, kann ich unmöglich hier weg. Ich muß die Stunde auskaufen. Hier bist du selbstverständlich jederzeit willkommen - nicht daß ich einen Besuch von Dir verlange, aber wenn du irgend Lust hättest, ein Stündchen zu verplaudern, mit dem Vierzug z.B. oder 2 ½ Uhr zur Mittagssuppe .. Alles aber ganz zwanglos unter alten Freunden ..“ (10. Okt. 1884) - „.. Monatsende erscheint überall in Deutschland ein mit vielen guten Namen bedeckter Aufruf zu einem Geibel-Denkmal in Lübeck. Von dort um die Bestellung eines zürcherischen Lokalcomités ersucht, bitte ich dich herzlich, mir deinen Namen dazu zu geben .. Nicht wahr? Du tust mir den Gefallen! Wenn du aber absolut nicht wolltest, so vermittele mir, ich bitte, den Namen deines Schwiegersohnes Fierz, welcher das hübsche Freimaurer-Lied gemacht hat ..“ (18. Nov. 1884) - „.. mögen (Vergleich eingeschlossen) meine Sachen Euch so gut schmecken als uns die Eurigen. Meine Frau vergöttert den Birnweck u. ich weiß das tüchtige Hausleckerli zu schätzen. Ohne Scherz und ganz altväterlich: Gottes Segen über uns Beide u. unser Beider Häuser! ..“ (26. Dez. 1885) - „.. unter meinen neuen Auflagen ist eine, die des längst verschollen Engelberg , welche ich mir doch das Vergnügen machen will, Deinen Damen zu überreichen. Ich habe das Dichtungchen leicht retouchirt, ohne jedoch seine kindlichen Grundlinien anzutasten. Es ist ohne tiefere Gedanken u. ohne Composition im höhern Sinne, hat aber eine gewissen Unschuld u. Lieblichkeit ..“ (27. Nov. 1886) - „.. Auch du, Brutus! Womit habe ich es um dich verdient, daß du mir Verse zuendest (oder eigentlich Drama-Jamben) u. natürlich wieder - der wievielte! - ein Waldmann! Es häufen sich in meinen Schränken die Msc., die ich alle noch lesen soll, ich mag nur nicht gegen sie (die Schränke) hinblicken. Wäre Frau Dr. oder Fräulein Gertrud, welche so verzügliche Birnwecken backen, die Verfasserin, so hätte ich Zutrauen und würde einbeißen. Aber von Einer, die dich gar nichts angeht und das sagst du ganz kaltblütig. Nun, dieses Mal thue ich es, deinetwegen, weil Du es bist wie unsere Leute hier sagen. Aber vor Januarende ist keine Möglichkeit. Und dann hoffe ich, du fühlst die Schwere deiner That und fährst nächstens bei mir vor, um dich zu rechtfertigen ..“ (24. Dez. 1886). - „Vergieb, mein lieber Freund, wenn ich zuerst ein wenig ungeberdig gewesen bin. Ich war damals sehr beschäftigt u. hatte schon mehrere weibliche Manuscripte auf Lager. Diese nun sind absolvirt u. für meine eigene nicht leichte Arbeit habe ich bei der Rundschau eine längere Frist ausgewirkt ..“ (18. Jan. 1887)
Die Korrespondenz aus der Zeit nach Meyers Krankheit (1893-96) beschränken sich auf wenige Briefkarten mit Grüßen, Glückwünschen o. ä. Zum Tode von Landis verfaßt Meyer ein 12-zeiliges Trauergedicht, überschrieben „Meinem lieben Freunde Dr. Hans Landis“: „Einen nach dem Andern seh‘ ich gehen, / Um im Himmel wieder aufzustehen, / Und nun bist auch Du davongegangen / Dorthin, wo die ewgen Lichter prangen. / Doch getrost, es giebt ein Wiedersehen ..“ - Seine Frau Luise bemerkt auf der beilieg. Kondolenzkarte: „Mein l. Conrad ist so sehr impressioniert durch den Heimgang Ihres theuren Gatten, dass er unwillkürlich dieses kleine mitfolgende Gedicht gestern entworfen hat, ich bitte Sie, es nur als einen Entwurf aufzunehmen ..“ - Die Karte von Meyers einziger Tochter Camilla (die 1936 Selbstmord beging) mit Dankeszeilen an Frau Landis-Hürlimann, dat. 27. Dez. 1892. - Einzelne Briefe gedruckt in der von A. Frey hrsg. Briefsammlung (1908). - 2 Beigaben.
Extensive and important collection of autograph writings to his friend Johannes Landis (1823-1896), physician in Richterswil. Comprising 18 letters, 9 billets and 1 poem. Written in the years 1884-87 and 1893-96. Ca. 72 pages, mostly 8vo.- Attached 20 autograph letters by his wife Luise Meyer (1837-1915) and 1 autograph billet by his only daughter Camilla (1879-1936).
Umfangreiche und bedeutende Briefsammlung an den Arzt Johannes Landis (1823-1896) in Richterswil, mit dem Meyer eine enge Freundschaft verband. Meyer und Landis hatten gemeinsam das Zürcher Gymnasium, die sog. Kantonsschule besucht, wo sie von Meyers Vater Ferdinand Meyer (1799-1840) unterrichtet wurden. Die beiden Schulkameraden scheinen sich damals nicht näher befreundet zu haben und gingen nach Abschluß des Gymnasiums getrennte Wege. Erst 1884 kam es im Rahmen einer gemeinsamen Tagung zu einem unerwarteten Wiedersehen und es entwickelte sich von jenem Tage an eine innige Freundschaft, die auch die beiden Ehefrauen miteinschloß. Die offenherzigen Briefe dokumentieren sowohl die familiären als auch die schriftstellerischen Ereignisse des folgenden Jahrzehnts, wobei die Jahre 1887-1893, in denen Meyer unter schweren Depressionen litt und längere Zeit in der psychiatrischen Heilanstalt Königsfelden eingewiesen war, eine große Lücke bilden, die jedoch von seiner Frau Luise mit mehreren (hier vorliegenden) Briefen überbrückt wurde. - Einige Auszüge:
„Deine freundl. Zeilen sind die ersten, welche ich heute Sonntags - an meinem Brieftage - beantworte. Auch mich hat unser Wiedersehen tief u. seltsam berührt. Wir werden gut tun, das nächste nach einem kürzeren Zwischenraume zu feiern. Das „Maurerlied“ habe ich schon gelesen, zwei Male. Es ist ganz vorzüglich, besonders der Schluß, und hat mich geradezu überrascht. Für Deine liebe Einladung meinen allerbesten Dank! Auch ich würde besondern gern die Frauen bald zusammenbringen. Aber, vor Ostern, wo - höhern Einspruch vorbehalten - meine neue Nov. „die Richterin“ vollendet sein sollte, kann ich unmöglich hier weg. Ich muß die Stunde auskaufen. Hier bist du selbstverständlich jederzeit willkommen - nicht daß ich einen Besuch von Dir verlange, aber wenn du irgend Lust hättest, ein Stündchen zu verplaudern, mit dem Vierzug z.B. oder 2 ½ Uhr zur Mittagssuppe .. Alles aber ganz zwanglos unter alten Freunden ..“ (10. Okt. 1884) - „.. Monatsende erscheint überall in Deutschland ein mit vielen guten Namen bedeckter Aufruf zu einem Geibel-Denkmal in Lübeck. Von dort um die Bestellung eines zürcherischen Lokalcomités ersucht, bitte ich dich herzlich, mir deinen Namen dazu zu geben .. Nicht wahr? Du tust mir den Gefallen! Wenn du aber absolut nicht wolltest, so vermittele mir, ich bitte, den Namen deines Schwiegersohnes Fierz, welcher das hübsche Freimaurer-Lied gemacht hat ..“ (18. Nov. 1884) - „.. mögen (Vergleich eingeschlossen) meine Sachen Euch so gut schmecken als uns die Eurigen. Meine Frau vergöttert den Birnweck u. ich weiß das tüchtige Hausleckerli zu schätzen. Ohne Scherz und ganz altväterlich: Gottes Segen über uns Beide u. unser Beider Häuser! ..“ (26. Dez. 1885) - „.. unter meinen neuen Auflagen ist eine, die des längst verschollen Engelberg , welche ich mir doch das Vergnügen machen will, Deinen Damen zu überreichen. Ich habe das Dichtungchen leicht retouchirt, ohne jedoch seine kindlichen Grundlinien anzutasten. Es ist ohne tiefere Gedanken u. ohne Composition im höhern Sinne, hat aber eine gewissen Unschuld u. Lieblichkeit ..“ (27. Nov. 1886) - „.. Auch du, Brutus! Womit habe ich es um dich verdient, daß du mir Verse zuendest (oder eigentlich Drama-Jamben) u. natürlich wieder - der wievielte! - ein Waldmann! Es häufen sich in meinen Schränken die Msc., die ich alle noch lesen soll, ich mag nur nicht gegen sie (die Schränke) hinblicken. Wäre Frau Dr. oder Fräulein Gertrud, welche so verzügliche Birnwecken backen, die Verfasserin, so hätte ich Zutrauen und würde einbeißen. Aber von Einer, die dich gar nichts angeht und das sagst du ganz kaltblütig. Nun, dieses Mal thue ich es, deinetwegen, weil Du es bist wie unsere Leute hier sagen. Aber vor Januarende ist keine Möglichkeit. Und dann hoffe ich, du fühlst die Schwere deiner That und fährst nächstens bei mir vor, um dich zu rechtfertigen ..“ (24. Dez. 1886). - „Vergieb, mein lieber Freund, wenn ich zuerst ein wenig ungeberdig gewesen bin. Ich war damals sehr beschäftigt u. hatte schon mehrere weibliche Manuscripte auf Lager. Diese nun sind absolvirt u. für meine eigene nicht leichte Arbeit habe ich bei der Rundschau eine längere Frist ausgewirkt ..“ (18. Jan. 1887)
Die Korrespondenz aus der Zeit nach Meyers Krankheit (1893-96) beschränken sich auf wenige Briefkarten mit Grüßen, Glückwünschen o. ä. Zum Tode von Landis verfaßt Meyer ein 12-zeiliges Trauergedicht, überschrieben „Meinem lieben Freunde Dr. Hans Landis“: „Einen nach dem Andern seh‘ ich gehen, / Um im Himmel wieder aufzustehen, / Und nun bist auch Du davongegangen / Dorthin, wo die ewgen Lichter prangen. / Doch getrost, es giebt ein Wiedersehen ..“ - Seine Frau Luise bemerkt auf der beilieg. Kondolenzkarte: „Mein l. Conrad ist so sehr impressioniert durch den Heimgang Ihres theuren Gatten, dass er unwillkürlich dieses kleine mitfolgende Gedicht gestern entworfen hat, ich bitte Sie, es nur als einen Entwurf aufzunehmen ..“ - Die Karte von Meyers einziger Tochter Camilla (die 1936 Selbstmord beging) mit Dankeszeilen an Frau Landis-Hürlimann, dat. 27. Dez. 1892. - Einzelne Briefe gedruckt in der von A. Frey hrsg. Briefsammlung (1908). - 2 Beigaben.
Extensive and important collection of autograph writings to his friend Johannes Landis (1823-1896), physician in Richterswil. Comprising 18 letters, 9 billets and 1 poem. Written in the years 1884-87 and 1893-96. Ca. 72 pages, mostly 8vo.- Attached 20 autograph letters by his wife Luise Meyer (1837-1915) and 1 autograph billet by his only daughter Camilla (1879-1936).
87
Conrad Ferdinand Meyer
Konvolut mit ca. 58 Briefen/ Umschlägen/ Billets/ Visitenkarten u.a. von Conrad Ferdinand Meyer und Louise Meyer-Ziegler. 1884-96.
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