Auktion: 369 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.06.2010 in München Lot 285

 
Gerhard Richter - Abstraktes Bild


285
Gerhard Richter
Abstraktes Bild, 1997.
Öl
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 82.960

(inkl. Käuferaufgeld)

Öl auf Alu-Dibond
Werkübersicht der Gemälde 841-3. Verso signiert, datiert und mit der Werknummer bezeichnet. 29 x 37 cm (11,4 x 14,5 in)

PROVENIENZ: Kukje Gallery, Seoul.
Privatsammlung Israel.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: 47. Biennale Venedig, 15.6.1997-9.11.1997 (verso mit dem Etikett, dort mit der handschriftlichen Nummerierung "43 A").

LITERATUR: Gerhard Richter - Catalogue Raisonné of paintings from 1993 to 1998, hrsg. v. Anthony d'Offay Gallery, London 1998, Nr. 841-3 (mit Farbabb.).

Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1951 bis 1956 und den drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Gerhard Richter in die Bundesrepublik aus. Aus dieser Zeit stammt ein umfangreiches Frühwerk, von dem nur einige wenige Werke erhalten geblieben sind. Von 1961 bis 1963 studiert er bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1962 beginnt er zunächst, beeinflusst von Giacometti und Dubuffet, mit gegenständlichen Bildern, die auf Fotovorlagen beruhen. Dies geschieht aus einer veränderten Ansicht über Kunst, die nach Richter "nichts mit Malerei zu tun hat, nichts mit Komposition, nichts mit Farbe". Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1971 übernimmt Gerhard Richter eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. In den gegen Ende der sechziger Jahre entstehenden Alpen- und Städtebildern erscheint die fotografische Struktur in pastos aufgetragenen Farbflecken. In den Werkreihen der 1970er Jahre, den Farbfeldern, in denen der Künstler die vier Grundfarben facettiert und zufällig kombiniert, sowie in den monochromen Grau-Bildern und Vermalungen erklärt Richter die verabsolutierten malerischen Mittel Farbe und Pinselduktus zum Thema der Malerei. Ab 1976 entstehen erste abstrakte Gemälde mit farbigen Schlieren, in denen Richter jedoch immer wieder auf Gegenständliches zurückgreift.

Während die abstrakten Arbeiten der späten 1970er und 1980er Jahre, wie etwa das Gemälde "Vögel" (WVZ 509, 1984), immer wieder mit gegenständlichen Assoziationen spielen, gelingt es Richter in den Arbeiten der 1990er Jahre durch die abschließende Überarbeitung der Farbverläufe mit dem Rakel entsprechende Assoziationen vollständig aus seinen - aus scheinbar zufälligen Farbverläufen aufgebauten - Kompositionen zu verbannen. Mit dieser, den Pinselduktus als die künstlerische Handschrift verneinenden, Arbeitsweise überträgt Richter jene verschleiernde Unschärfe, welche bereits seine gegenständlichen Arbeiten ausgezeichnet hat, auf sein abstraktes Œuvre. Auch in unserem, auf der 47. Biennale von Venedig präsentierten, Gemälde scheint sich das Bild vor dem Auge des Betrachters aufzulösen, das Detail verliert sich im Ganzen. Jene entrückten Schöpfungen Richters konfrontieren den Berachter mit einem nicht zu lüftenden Schleier, hinter welchem man die ursprüngliche Komposition noch zu erahnen glaubt, und werden so zu eindrucksvollen Darstellungen des Verborgenen. Neben Richters Beitrag auf der 47. Biennale von Venedig, für den er mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wird, werden Richters abstrakte Arbeiten 1997 unter anderem auch auf der documenta X in Kassel und in einer Einzelausstellung im Lenbachhaus in München präsentiert.

Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. [JS].




285
Gerhard Richter
Abstraktes Bild, 1997.
Öl
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 82.960

(inkl. Käuferaufgeld)