Auktion: 391 / Wertvolle Bücher am 21.05.2012 in Hamburg Lot 90

 
Eduard Mörike - Autograph Mörike (Brief). 1845.


90
Eduard Mörike
Autograph Mörike (Brief). 1845.
Schätzung:
€ 2.000
Ergebnis:
€ 4.560

(inkl. Käuferaufgeld)
Mörike, Eduard, Dichter, 1804-75. Eigh. Brief m. U. Mergentheim, 25. II. 1845. 4 S. 8vo.

Lebensvoller Brief an das befreundete Ehepaar Schmidlin aus einer Zeit privater und beruflicher Neuorientierung. Mörike hatte sich schon seit längerem und mit Unterstützung seiner Schwester Klara nach einer Frau umgesehen, und so wurde die Schwägerin von Otto Schmidlin, Friederike "Rike" Faber, mit der Mörike zum Zeitpunkt des Schreibens bereits seit mehreren Jahren bekannt war, Ziel ernsthafter Heiratsabsichten. Dem vorlieg. Brief war ein vermittelndes Schreiben von Mörikes Schwester Klara ("Clärchen") an Friederikes Schwester, der Frau von Schmidlin, sowie ein Besuch in Bürg, wo Schmidlin als Pfarrer tätig war und mit Frau und Schwägerin lebte, vorausgegangen. ".. Seitdem befinde ich mich aber in einer sonderbar gemischten Unruhe und bänglichem Zwiespalt, indem ich auf der einen mich in meiner ersten ganz entschiedenen Empfindung durch Eure persönliche Zustimmung bekräftigt, ermuthigt und auf das Innigste beglückt fühle, auf der anderen Seite jedoch sich äußere Schwierigkeiten unversehens ergeben, deren Lösbarkeit ich mir und Euch wie billig vor allen Dingen nachzuweisen hätte. Dies aber, meine Lieben, kann und soll die Absicht dieser Zeilen noch nicht seyn. Denn so wie ich in diesen Tagen - Gott weiß unter wie ungeduldigen Bewegungen des Herzens .. bis heute auf den Weg des Überlegens kam, habe ich immer nur die paar einzelnen Fäden eines schon früher bei mir aufgetauchten Plans aufs Neue in die Hand gefaßt .. der mir keineswegs ganz aus der Luft gegriffen scheint. Oder hieltet Ihr es für eine undenkbare Sache, daß ich - durch persönlich günstige Hebel versteht sich - so ein mäßiges Amt von der papierenden Art an irgendeiner Kanzlei oder Bibliothek erhielte? - Soviel kann ich versichern, wenn irgend Etwas meinen Eifer kräftig schüren kann, mir eine neue Existenz zu gründen und deshalb da u. dort die Thüren zu belagern, so wäre es die Hoffnung auf den Besitz dieses - ich sage es mit vollem und wohlbegründeten Bewußtseyn - für mich wie geschaffenen Wesens! .. Nie so wie jetzt .. habe ich mich unabhängig oder reich gewünscht!" (Mörike hatte im September 1843 um die Entlassung aus seinem Pfarrersamt gebeten und verfügte seitdem als Frührentner über nur knappe finanzielle Mittel). ".. Nach dem was Ihr bereits aus Clärchens Munde wißt, sey mir eine Erklärung in Bezug auf einen Schritt erlassen, den man vielleicht als einen ungünstigen Vorgang zum Gegenwärtigen ansehen könnte. Ich sage nur, daß beide Fälle gar nicht verglichen werden können und das die Wieder-Anregung dieser alten in sich verfehlten und längst von mir zurückgelegten Sache nicht von mir ausging .. " (Mörike bezieht sich hier auf Klaras Neuenstädter Freundin Karoline Binder, die im Spätsommer 1844 versucht hatte, ihre frühere Beziehung zu Mörike wieder aufzunehmen, was jedoch für beide Seiten enttäuschend und ohne Ergebnis ausgefallen war). - Eine Heirat mit Friederike Faber kam letztendlich nicht zustande, wohl wegen der Schwierigkeiten Mörikes, eine Anstellung in Stuttgart zu finden, sowie wegen der sich ab Frühsommer 1845 anbahnenden Beziehung zu seiner späteren Frau Margarethe Speeth. - Stellenw. leicht fleckig, mit 2 kl. Brandlöchern, dadurch vereinz. Buchstabenverlust. - Der Brief wurde nach einer masch. Abschrift aus der Sammlung Rath in Eduard Mörike, Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe (hrsg. von H. Arbogast, H. H. Krummacher u. a., Stuttgart 1967ff.), Bd. XIV (Briefe 1842-45), Nr. 119, veröffentlicht; das Original wird dort als "verschollen" bezeichnet.

Autographed and signed letter by the German poet Eduard Mörike, 1804-75. 4 pp. - Slightly foxed in places, with 2 small scorch holes leading to isolated loss of letters.




90
Eduard Mörike
Autograph Mörike (Brief). 1845.
Schätzung:
€ 2.000
Ergebnis:
€ 4.560

(inkl. Käuferaufgeld)